Arbeit am Wohnen

Zur schwierigen Aneignung eines städtischen Reproduktionsmittels

Wohnraum ist eine zentrale Ressource sozialer Reproduktion. Menschen gebrauchen Wohnungen, um ihre Lebenszusammenhänge zu reproduzieren und Alltage zu organisieren. Doch die Aneignung von Wohnraum ist beschwerlich und besonders für Mieter:innen in Aufwertungsgebieten prekär. Arbeit am Wohnen handelt von Situationen, in denen Menschen daran arbeiten, eine Wohnung zu finden, diese bezahlbar und brauchbar zu halten, und in ihrer städtischen Umwelt bewohnbar zu machen. 

Aus der Perspektive einer kritischen Gesellschaftsforschung from below untersucht Moritz Rinn, welche Schwierigkeiten Menschen bei dieser Arbeit am Wohnen erfahren und wie sie mit ihnen umgehen. Erfahrungen und Bearbeitungsstrategien sind eingebettet in die Machtbeziehungen von Mietverhältnissen und Nachbarschaften. In Aushandlungen um Wohnraum kommen moralische Ökonomien des Wohnens ins Spiel, aber auch strategische Abwägungen situativer Kräfteverhältnisse. Durch umkämpfte Aushandlungen um Wohnen im Gewebe urbaner Reproduktion werden zugleich ungleiche gesellschaftliche Wohnverhältnisse hervorgebracht. Moritz Rinn macht mit dieser Analyseperspektive zugleich auch einen Vorschlag zur Erweiterung kritischer Wohnforschung.

Über die Autor:innen / Herausgeber:innen

Moritz Rinn, geb. 1982, studierte Politikwissenschaft und Musik in Oldenburg, von 2010 bis 2014 Stipendiat am Hamburger Institut für Sozialforschung, seit 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziale Arbeit an der Universität Duisburg-Essen. Seine Interesse gilt einer kritischen Gesellschaftsforschung, seine Arbeitsschwerpunkte sind städtisches Wohnen, Gentrifizierung, Stadtentwicklungspolitik, soziale Bewegungen und Konflikte, Sozial-, Sicherheits- und Kontrollpolitiken sowie urbane Marginalisierung. Von ihm ist 2016 im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen "Konflikte um die Stadt für alle. Das Machtfeld der Stadtentwicklungspolitik in Hamburg."

Pressestimmen

"Wer sich mit der sozialen Produktion des Wohnens, mit Fragen von Ausschluss, Aneignung und Widerstand beschäftigt, wird in diesem Buch wertvolle Anregungen finden – sowohl für weiterführende Forschungsfragen als auch für die politische Praxis. [...] Zusammengenommen ist Arbeit am Wohnen sowohl methodisch als auch theoretisch bereichernd – eine Lektüre, die für Forschende, Aktivist_innen und politische Entscheidungsträger_innen gleichermaßen von Bedeutung sein dürfte."

Sarah Klosterkamp, sub\urban, zeitschrift für kritische stadtforschung, Bd. 13, Nr. 1, 2025

"Das Buch ist eine unbedingte Leseempfehlung für all jene, die mit kritischer Wohnungsforschung mehr als nur eine Kritik an steigenden Mietpreisen verbinden. Denn das von Rinn aus dem komplexen Gewebe der urbanen Reproduktion hervorgehobene Wissen über die Praxis der Wohnraumversorgung from below gibt einen tiefen und umfassenden Einblick in die Verfasstheit unserer Gesellschaft und die darin eingelagerte soziale Selektivität von Möglichkeiten, das eigene Leben selbstbestimmt zu führen."

Tabea Latocha, GZ Geographische Zeitschrift, Jg. 113, Nr. 2, Mai 2025