Die verlorene Klasse - ArbeiterInnen in Deutschland

ArbeiterInnen scheint es kaum noch zu geben – schließlich befinden wir uns in einer Dienstleistungsgesellschaft, in der Wissen vermeintlich alles dominiert. Vielleicht gibt es diese seltsame Spezies noch in China oder anderswo; in Deutschland und Europa aber mutet der Begriff als überholt an. Erst recht in Verbindung mit demjenigen der Klasse, der im wissenschaftlichen Mainstream bekanntlich für das 19. Jahrhundert reserviert wurde. Hans-Günter Thien widersetzt sich solcherlei Banalisierungen. In der gründlichen Auseinandersetzung mit Vertretern der soziologischen Zunft rückt er das Spannungsfeld zwischen der Lage von ArbeiterInnen, ihrer Klassensituation, deren Veränderungen und dem Handeln als (potenzielle) Mitglieder einer Klasse in ebenso geduldiger wie beharrlicher Weise ins Blickfeld. Der Rückbezug auf die historischen Transformationen der Formen kapitalistischer Gesellschaftlichkeit ist ihm selbstverständlich und verleiht seiner Darstellung ihren vielleicht unzeitgemäßen, aber doch besonderen Reiz.