Kollektives Handeln in sozialen Berufen

Zur Perspektive der Beschäftigten

Der SAGE-Sektor – Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung – ist in den vergangenen 20 bis 30 Jahren einem rasanten Umbruch unterworfen. Dabei haben sich die Machtressourcen der Beschäftigten deutlich zu ihren Gunsten verschoben (z. B. anhaltender Fachkräftemangel); und erste wichtige gewerkschaftliche Organisationserfolge zeigen sich in Form der zunehmenden Arbeitskämpfe in diesen Bereichen. In der politischen Arena stehen die Beschäftigten jedoch trotz dieser Entwicklungen weitestgehend ohne durchsetzungsfähige Interessenvertreter_innen dar. André Heinz nimmt mit der vorliegenden Untersuchung die Perspektive der mehrheitlich weiblichen Beschäftigten in diesen Bereichen in den Blick. Vor dem Hintergrund der zentralen Theorien für kollektives Handeln analysiert er die Einstellungs- und Wahrnehmungsmuster der Fachkräfte. Seine Befunde zeigen ein großes Mobilisierungspotenzial für das kollektive Interessenhandeln. Zentrale Handlungsaufgaben für die Gewerkschaften und berufspolitischen Organisationen sieht er in der Herstellung von Kommunikation und Ansprache sowie egalitärer Machtverhältnisse in den Entscheidungsstrukturen. Als besondere Hürde zeigt er zudem, dass die mentale Verhaftung vieler Beschäftigter in tradierten Vorstellungen die kollektive Selbstermächtigung blockiert.