Europa: Krise und Ende?

Übersetzt von Wolf, Frieder Otto

Die Krisen In Europa überlagern sich – und sie sind auch Krisen der Europäischen Union: Von der Finanzkrise 2008 bis zur Krise der europäischen Institutionen angesichts der Flucht von immer mehr Menschen aus Krieg und Not „nach Europa“, von der zunehmenden neoliberalen Verengung der Weiterentwicklung der EU bis zur Bedrohung gerade Europas durch den Terror des sog. „Islamischen Staates“ steht die EU vor ungelösten und offenbar schwer lösbaren Herausforderungen. Étienne Balibar hat sich im Ausgang von dem Kreis um Louis Althusser zu einem der führenden Vertreter einer wirklich politischen Philosophie entwickelt – und spitzt in diesem Band sein eingreifendes Denken in Bezug auf diese Krise Europas auf die zentrale Frage zu: Wie kann diese Krise zum Ausgangspunkt eines demokratischen Neubeginns der europäischen Politik gemacht werden? Also im Rahmen einer Politik, die nicht länger „von oben“ dekretiert wird und etwa den von Syriza vertretenen Forderungen der Mehrheit der Griechen bloße Nichtachtung entgegenbringt, sondern eine reale Hoffnung auf eine alternative Entwicklung Europas begründet. Balibars Beiträge eröffnen eine realitätstüchtige Perspektive.

Über die Autor:innen

Étienne Balibar, geb. 1942, studierte seit 1960 an der ENS. Bis 2002 Professor für politische Philosophie und Moralphilosophie an der Universität von Paris-Nanterre, seit den 1990er Jahren auch an mehreren Universitäten der USA. Publizierte eine Reihe von Werken zu den Grundlagen der Marx'schen Theorie und zur politischen Philosophie, darunter Fünf Studien zum historischen Materialismus (frz., Paris 1974), Rasse, Klasse, Nation (mit Immanuel Wallerstein, Berlin 1990), sowie Die Grenzen der Demokratie (Hamburg 1993) und Sind wir Bürger Europas? (frz. 2001, dt. Hamburg 2003). In den letzten Jahren mit umfassenderen Publikationen zu den Grundlagen der politischen Philosophie hervorgetreten.