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Emanzipation

Zur Geschichte und Aktualität eines politischen Begriffs

Der Begriff der Emanzipation spielte in der Geschichte vieler sozialer Bewegungen seit dem 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Insbesondere in der kritischen Theorie von Marx bis Marcuse hatte der Begriff eine zentrale Bedeutung. Die neue Linke der 1960er und 1970er Jahre berief sich emphatisch auf ihn, während die feministischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts den Begriff der Emanzipation vielfach durch den der Befreiung ersetzten. Anders als Gleichheit oder Freiheit, auf die verbreitet Bezug genommen wird, ist der Begriff der Emanzipation allerdings kaum Gegenstand grundsätzlicher Reflexion geworden. Beklagt wurde schon in den 1970er Jahren seine Vieldeutigkeit. In den poststrukturalistischen und postkolonialen Diskussionen wurde und wird zudem starke Kritik an diesem Begriff formuliert, weil er zu einem Feld von Begriffen gehört, die ihrerseits mit Herrschaftspraktiken verbunden sind: Aufklärung, Freiheit, Autonomie, Subjekt, Vernunft, Universalismus oder Fortschritt. Vor dem Hintergrund aktueller Auseinandersetzungen um Begriff und Sache der Emanzipation diskutieren die Autor_innen des Bandes, ob und inwiefern Emanzipation heute zur Selbstverständigung über soziale Befreiungsversuche taugt, bzw. wie ein zeitgemäßer, intersektionaler Begriff von Emanzipation beschaffen sein müsste und Orientierung geben kann. Es schreiben: Michael Brie, Maria do Mar Castro Varela, Sara Farris, Tatjana Freytag, Katia Genel, Ruth Sonderegger, Moshe Zimmermann u.a.

Über die Autor:innen / Herausgeber:innen

Alex Demirovic, geb. 1952, promovierte in Philosophie mit einer Dissertation über marxistische Ästhetik. 1992 habilitierte er sich mit einer epistemologischen Studie über die Entwicklung der Kritischen Theorie in den 1950er und 1960er Jahren: "Der nonkonformistische Intellektuelle". Von 1990 bis 2001 war er Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung und befasste sich mit empirischen Forschungen zu neuen sozialen Bewegungen und Demokratieentwicklung, zu Rechtsradikalismus und Rassismus und zur Hochschulentwicklung.
Seine weiteren Forschungsthemen sind Demokratietheorie, Wirtschaftsdemokratie und kritische Gesellschaftstheorie. Er hatte zahlreiche Gastprofessuren inne und ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland, Mitglied des Beirats des Bundes demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Fellow der Rosa-Luxemburg-Stiftung.